Die Anhörung der Neubrandenburger Petition zum Thema Versorgung von extremen Frühgeborenen fand gestern vor dem Petitionsausschuss des Bundestages statt. Unterstützung für die Petentin gab es aus dem Klinikum sowie von den SPD-Abgeordneten der Region.

Vor rund einem halben Jahr hat Renate Krajewski eine Petition gestartet, um das drohende Behandlungsverbot der extremen Frühgeborenen am Dietrich-Bonhoeffer-Klinikum in Neubrandenburg abzuwenden. Leider konnte dies nicht verhindert werden - seit dem 01. Januar 2023 müssen planbare Frühgeburten anderswo behandelt werden - aber mit ihrer über 100.000 Unterschriften erfolgreichen Petition hat sie klargestellt, dass sie das Anliegen einer ganzen Region vertritt - bzw. das Anliegen aller ländlichen Regionen in Deutschland.

Am Montag durfte sie zusammen mit dem Chef der Neubrandenburger Kinderklinik Dr. Sven Armbrust im zuständigen Ausschuss ihre Petition verteidigen, in der sie fordert, dass die Versorgung von Frühgeborenen mit niedrigem Geburtsgewicht flächendeckend sichergestellt werden muss. Ein wichtiger Schritt wäre, die vom GBA beschlossene Mindestfallzahl von 25 Fällen pro Jahr zu streichen und durch angemessene Maßnahmen zur Qualitätssicherung zu ersetzen.

Viele kleinere Kliniken im ländlichen Raum bringen nachweislich gute Qualität, so auch das DBK in Neubrandenburg, wie Dr. Armbrust im Petitionsausschuss nochmal bestätigt. Er widerspricht einer "Mindestmenge" nicht grundsätzlich, hält aber eine Mindestzahl von 14 Kinder pro Jahr für ausreichend.

Neubrandenburg hat bislang ein Gebiet versorgt, das so groß ist wie Thüringen. Bis zu 20 Extrem-Frühchen pro Jahr wurden hier regelmäßig versorgt. Das hieß schon immer: weite Fahrwege für die betroffenen Familien, wenn Mutter und Kind getrennt von der restlichen Familie mehrere Monate in einer weit entfernten Klinik liegen müssen. Nun gibt es zwischen Berlin und Rostock keine entsprechende Klinik, die von werdenden Müttern aufgesucht werden kann. Und was ist, wenn zu Hause weitere Kinder betreut werden müssen?

Krajewski und Armbrust haben außerdem die Planbarkeit von Frühgeborenen infrage gestellt und dargelegt, dass rund ⅔ aller Fälle als Notfälle eingestuft werden können. Zudem ist es hochgradig riskant, Frühgeborene zu verlegen.

Warum musste das Perinatalzentrum Level 1 am Dietrich-Bonhoeffer-Klinikum in Neubrandenburg vom Netz, obwohl nachweislich eine gute Versorgung der Frühgeborenen sichergestellt wurde? Während der öffentlichen Anhörung im Petitionsausschuss wurde die Kritik am Verfahren der Ausnahmegenehmigung parteiübergreifend laut; eine Kritik, die aber auch schon bei anderen Gelegenheiten geäußert wurde. Der große Kritikpunkt besteht darin, dass Krankenkassen zu viel Macht im Ausnahmegenehmigungsverfahren haben und politische Entscheidungen konterkarieren können.

Zur Erinnerung: Unsere Landesregierung wollte, dass das Dietrich-Bonhoeffer-Klinikum den Status eines Perinatalzentrum Level 1 behalten darf. Die zuständigen Krankenkassen stimmten dagegen und die Station musste schließen. Es ist ein Skandal, dass die Krankenkassen diese Macht besitzen. Mit ihrem Vetorecht sind sie nicht mehr nur Verwaltungsapparat, sondern greifen in politische Entscheidungen ein. Sie machen Politik. Das darf nicht sein! Das Gesetz aus der CDU-Ära muss dringend geändert werden.

Menschen im ländlichen Raum haben das gleiche Anrecht auf gute Versorgung wie Menschen, die in Ballungsgebieten leben. Sie dürfen nicht schlechter gestellt werden, weil sie sich für ein Leben abseits der großen Metropolen entschieden haben. Wir unterstützen Renate Krajewski voll und ganz und zollen ihr Respekt, dass sie für unser aller Anliegen nicht nur auf der Straße, sondern auch im Bundestag kämpft! Auf die Unterstützung von den Abgeordneten dieser Region Erik von Malottki und Johannes Arlt sowie der gesamten SPD in MV kann sie zählen!

Demo Bundestag Frühchen
Johannes Arlt und Erik von Malottki tauschen sich kurz vor der Anhörung mit der Petentin Renate Krajewski und Dr. Sven Armbrust aus
Oeffentliche Anhoerung Petitionsausschuss
Petitionsausschussmitglied Erik von Malottki (SPD) kurz vor der Anhörung im Gespräch mit der Geschäftsführerin des Klinikums Gudrun Kappich.
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